Warburg Fest des Jahres für die Warburger Schützen
Schützenfest in Warburg: Sie mögen es gern ein bisschen unkonventionell. Die Hansestadt feiert ihr Königspaar Hans-Stefan Lütkemeyer und Tatjana Hartwig
Warburg. Tradition ist nicht das Bewahren der Asche, sondern das Feuer weiterzugeben. „Wir wagen lieber neue Dinge, denn nur so kann sich ein Verein auch weiterentwickeln", sagt der Vorsitzende des Warburger Schützenvereins, Heiner Müller. Alle zwei Jahre feiern die Warburger Schützen ihr Fest des Jahres. Und es ist immer, als wenn sich der vor 482 Jahren gegründete Verein dabei jedes Mal auch ein bisschen neu erfinden würde. Vor zwei Jahren schoss erstmals eine Frau den Vogel ab. Schützenkönigin Birgit Kreter gab mit ihrem Prinzgemahl Michael Blömeke-Kreter dem Fest ein neues, weibliches Gepräge.
In diesem Jahr steht mit Schützenkönig Hans-Stefan Lütkemeyer (52) und seiner Königin Tatjana (44) ein Königspaar an der Spitze, das aus seinem unkonventionellen Lebensstil keinen Hehl macht. „Wir entsprechen nicht so ganz dem bürgerlichen Klischee, aber das wollen wir auch gar nicht", sagt Lütkemeyer, der mit seiner Frau Tatjana die Altstadtkneipe „Tenne" betreibt.
„Ganz ehrlich, in Jeans und T-Shirt fühle ich mich wohler", gibt Tatjana unumwunden zu. Das Paar, dass sich vor sechs Jahren bei einer Biker-Convention kennengelernt hat, lebt seit drei Jahren in Warburg, der Heimatstadt von Hans-Stefan Lütkemeyer. Auch wenn sie lieber Jeans trägt, hatte Königin Tatjana eine stilsichere Kleiderwahl getroffen. Am Freitag präsentierte sich die Königin in knallrot. Am Samstag trug sie ein dezent-grünes, elegant gerafftes Corsagen-Ballkleid, und am Sonntag bezauberte Tatjana Lütkemeyer prunkvoll in blau-weiß, den Farben des Vereins.
Der Schützenverein Warburg hat zum ersten Mal auch einen Kinderkönig. Leart Slatina (10) hat die Krone errungen. „Ich freue mich riesig, ich hätte nicht gedacht, dass ich der beste Schütze sein würde", sagte der Schüler. Am Samstagnachmittag fand erstmals ein Kinderschützenfest statt, bei dem auch ein Königsschießen für Kinder stattfand. Geschossen wurde mit einer Spielzeug-Plastikarmbrust mit Saugpfeilen.
Stange mit zwei Holzenten
Das Ziel war eine Stange mit zwei Reihen Holzenten. Die kleinen der oberen Reihe haben jeweils zwei Punkte, die größeren der unteren Reihe bringen jeweils einen Punkt. Wirklich berechenbar ist da das ganze System nicht. Es war auch Glück mit im Spiel, wenn eine Ente fiel.
„Getroffen hab ich nichts, aber es hat trotzdem Spaß gemacht", sagte Teilnehmerin Mara (9). Mehr als 50 Kinder haben sich am ersten Warburger Kinderkönigsschießen beteiligt. „Wir sind mit der Resonanz wirklich sehr zufrieden, vor allem auch, weil wir dem Fest einen neuen Akzent gegeben haben", erklärte der stellvertretende Vorsitzende Christian Jansen.
„Jetzt ist hier eine richtig angenehme Atmosphäre"
Auch bei den vielen Familien auf dem Platz kam das neue Format gut an. „Hier war doch früher um diese Zeit nichts los, aber jetzt ist hier eine richtig angenehme Atmosphäre", sagte eine Besucherin.
Der Verein hatte sich auch ins Zeug gelegt, den jungen Besuchern etwas zu bieten. Neben der Schießarena gab es Waffeln und Slusheis zur Stärkung. Beim Kinderschminken konnte man sich die richtige Jagdbemalung zulegen. Den Vogelbaum hatten sich die Warburger beim Calenberger Schützenverein ausgeliehen, wo es seit bald 20 Jahren ein Kinderkönigsschießen gibt.
„Zunächst wurde ein Probeschuss abgegeben und dann gibt es drei Wertungsschüsse”, erläutere Zeremonienmeister Luzian Schneider. Vier Punkte holte Leart Slatina. Zweitbester Schütze mit drei Punkten war Georg Rasche (9), der sich somit den Prinzen-Titel abgeholt hat.
Königspaar beim Kinderkönigsschießen
Auch das Königspaar nahm an dem Kinderkönigsschießen an der Schützenhalle teil. Die Majestäten gratulierten den Siegern auf ihre ganz spezielle Art. Sie luden den Kinderkönig und den Kinderprinzen zu einer gemeinsamen Fahrt mit dem gesamten Hofstaat im Halligalli-Karussell ein.
Mit Halligalli und Remmidemmi ging es auch nach der traditionellen Polonaise in der Schützenhalle weiter. Gefeiert wurde dort nämlich eine ganze Spur rockige als sonst. Aus der Heimatstadt der Königin, Berlin, stand dort die Band "Rock Fire" auf der Bühne und ließ es ordentlich krachen.